Berliner Aal

Gurke Berliner Aal

Bei der Gurkensorte Berliner Aal handelt es sich um eine dickfleischige, glattschalige, hellgrüne Freilandgurke, die sowohl als Salat-, Senf- oder Schälgurke geeignet ist. Die Sorte wurde Ende des 19. Jahrhunderts in Berlin für den Anbau auf leichtem Boden gezüchtet.

Weitere Informationen: Sortensteckbrief

Erhalter-Betriebe: VERN e.V., Saatgut- und Permakulturgarten Alt-Rosenthal

Anbau-Betriebe: Domäne Dahlem, Gärtnerei Apfeltraum

Sortengeschichte:

Die Geschichte beginnt in der Mitte des 19. Jahrhunderts in Lichtenberg (heute Berlin). Auf den Versuchsflächen der Firma „August Bitterhoff Sohn Samen-Großhandlung und Samen-Züchterei“ wurde die Gurkensorte, die den Namen ‘Berliner Aal’ bekommen wird, gezüchtet. Sie erlangte ab den 1880er Jahren Beliebtheit, da sie gut für den Anbau auf leichtem Boden geeignet war. Der Name ist vermutlich eine Anspielung auf das traditionelle Berliner Gericht „Aal Grün“. 

Kurz nach ihrer Einführung wurde sie in die Kataloge der Erfurter Handelsgärtnereien Ernst Benary sowie Haage & Schmidt aufgenommen. Beide Unternehmen gehörten zu den größten Zucht- und Handelshäusern für Gemüsesämereien und waren international bekannt.

Aus den historischen Katalogen sowie Gartenratgebern und Lehrbüchern schließen wir, dass die Sorte sowohl in Hausgärten als auch im Erwerbsgemüsebau genutzt wurde. 1928 radelte der Landwirtschaftsingenieur Werner Leppin durch die Mark Brandenburg und beschrieb die dortigen Obst- und Gemüsebaugebiete für seine Dissertationsschrift (Leppin 1931). Wir erfahren, dass neben dem Spreewald der Oderbruch und die Nuthe-Niederungen wichtige Gurkenanbaugebiete waren. Er erwähnt auch eine Lokalvariante des ‘Berliner Aals’, die dicke, oft 10-12 Pfund schwere Früchte gebildet hätten.

Mit Beginn der 1930er Jahre verlor die Sorte an Bedeutung. Neue Züchtungen waren ertragreicher und gleichförmiger. Die Handelsgärtnereien nahmen den ‘Berliner Aal’ aus ihrem Programm. Als 1936 erstmals das Register der zugelassenen Gurkensorten erschien, war die Sorte auch dort nicht mehr gelistet. 

Viele Sorten verschwanden auf diese Weise. Für die Züchtung neuer Sorten ist eine breite und vielfältige genetische Basis jedoch unerlässlich. Wissenschaftliche Institute und private Zuchthäuser begannen daher Saatgut-Sammlungen anzulegen, um sich somit ihr eigenes Fundament zu bewahren. Aus der Sammlung der 1952 in der DDR enteigneten Firma Benary gelangte eine Samenprobe der Sorte in das „Institut für Kulturpflanzenforschung“ (heute IPK) in Gatersleben, wo sie bis heute als pflanzengenetische Ressource in der Genbank erhalten wird.

Der VERN begann im Jahr 2001 damit Saatgut aus einer Probe des IPKs zu vermehren und hinsichtlich ihrer Anbaueignung, historischen Beschreibung und auf ihren Geschmack zu selektieren. Seit der Anmeldung als Erhaltersorte im Jahr 2018 wird die Sorte wieder von mehreren Betrieben vermehrt. Sie können Saatgut über unser Compendium, in der Bio Company und über den Samenbau Nordost beziehen und sich an diesem echten Berliner Urgestein erfreuen.

Quelle: Leppin, Werner: Der Obst- und Gemüsebau in der Mark Brandenburg. Zugl.: Berlin, Diss., Hochsch., 1929. Neudamm 1931.