Frühe Blassrote

Zwiebel Frühe Blassrote

Zwiebeln vom Typ der ‘Frühen Blassroten’ wurden in der Region Erfurt mindestens seit dem mittleren 19. Jahrhundert umfangreich angebaut. Günstige Klima- und Bodenbedingungen haben die Gegend seit jeher zu einer bedeutsamen Acker- und Gartenbauregion gemacht und verliehen der Stadt Erfurt den Beinamen Blumenstadt. In der Mitte des 19. Jahrhunderts gründeten sich mehrere Handelsgärtnereien. Sie entwickelten sich im Laufe weniger Jahre zu sehr erfolgreichen, international agierenden Unternehmen.

Die Geschichte der ‘Frühen Blassroten’ ist eng mit dem Unternehmen F. C. Heinemann verknüpft. Nach der Gründung 1848 entwickelte sich die Gärtnerei zu einem wichtigen Samenzuchtbetrieb. Nach dem 1. Weltkrieg wurden vermehrt Neuzüchtungen und Grundlagenforschung betrieben. Einer der beiden Firmeninhaber, Waldemar Heinemann, war seit 1933 NDSAP-Mitglied und Ratsmitglied der Stadt Erfurt.
Mit Gründung der DDR wurden Pflanzenzüchtung und Saatgutproduktion schrittweise zentralisiert und verstaatlicht. Die meisten Betriebe konnten zunächst als Privatbetriebe weitergeführt werden, wurden steuerlich aber stärker belastet und u.a. bei der Zuteilung von Betriebsmitteln benachteiligt. 1953 wurde der verbliebene Firmeninhaber Alfred Heinemann enteignet. 1972 wurde das Unternehmen komplett verstaatlicht und 1974 in die VEG Erfurter Samen- und Pflanzenzucht eingegliedert. Ziel der Pflanzenzüchtung in der DDR war es ein ausreichend großes Sortiment an Sorten zur Verfügung zu stellen, sodass der Anbau und die Versorgung gesichert sind. Darüber hinaus sollte Importunabhängigkeit bewahrt und Bedürfnisse von Kleinerzeugern berücksichtigt werden. Dementsprechend hoch war der Anspruch an die Züchtung.

Die Weiterentwicklung der ‘Frühen Blassroten’ von einer Land- zu einer Zuchtsorte erfolgte durch Rudolf Bulin, der von 1932 bis 1968 Saatzuchtleiter bei Heinemann war. Mit Hilfe der Auslesezüchtung wurden die Ertragsleistung, die Anbaueignung und die Qualität verbessert.  1951 wurde die Sorte in der DDR zugelassen. 1984 wurde die Zulassung für die ‘Frühe Blassrote’ nicht mehr verlängert. Die genauen Gründe sind nicht bekannt. Möglicherweise hatte die Anbaubedeutung bereits nachgelassen, da geeignetere Sorten verfügbar waren. Ein Sortenmuster wurde jedoch in der Genbank des IPK in Gatersleben eingelagert. Im Rahmen des Projekts ZENPGR wurde die Sorte 2020 für eine Sichtung beim Bundessortenamt ausgewählt. Sie hatte eine gute Qualität und eine auffallend schöne Farbe. Aus den Sichtungsbeständen erfolgte eine Aufvermehrung des Saatguts durch die Solawi deinHof in Radebeul, ein Mitgliedsbetrieb im SaatGut-Erhalter-Netzwerk-Ost. Im kommenden Jahr beginnt Erhaltungszüchterin Lisa Ennen vom deinHof damit die Qualität und Anbaueignung der Sorte weiter zu verbessern.

Weitere Informationen: Sortensteckbrief

Erhalter-Betrieb: deinHof – Solidarische Gemüsekoop Dresden

Anbau-Betriebe: Diese Sorte wird weiter erhaltungszüchterisch vom Netzwerkbetrieb deinHof bearbeitet. In Anbauprüfungen hat sie sich bereits sehr attraktiv für den Anbau gezeigt. Saatgut ist über den VERN e.V. verfügbar. Du findest es hier

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